Test: Ford Mustang Mach-E: Geliebt und gehasst
Mit seinem brutto knapp 100 kWh fassenden Akku (88 kWh netto) und 150 kW maximaler Ladeleistung ist der Ford Mustang Mach-E (Extended Range) ein alltagstaugliches Elektroauto, das selbst bei flotter Autobahnfahrt auf längeren Strecken gut vorankommt. Dennoch schlägt ihm in den sozialen Netzwerken mehr Hass entgegen als den meisten anderen Elektrofahrzeugen. Der Grund dafür: Die Submarke Mustang wird verbunden mit nicht überhörbaren, hubraumstarken Achtzylinder-Benzinmotoren. Davon ist der Mach-E als stiller Vollelektro natürlich weit entfernt - und das treibt viele auf die Palme. Das war vorhersehbar, und daher ist der Schritt von Ford, ausgerechnet den ersten serienmäßig produzierten E-Pkw Mustang zu nennen, ein mutiger und selbstbewusster.
Drei Pluspunkte
* Zwar ist der Mustang Mach-E als SUV designt - so passt ein größerer Akku rein -, dennoch ist er optisch ansprechend und alles andere als ein Klotz. Die markante Front mit dem Mustang-Logo fällt definitiv auf, die geschwungene Linienführung lässt den Ford kraftvoll, aber elegant erscheinen. Am Heck zeigt sich durch die Anordnung der Lichter am ehesten eine optische Verwandtschaft zu den V8-Mustangs. Allerdings kommt die Heckansicht nicht überall gut an, wie eine kleine Umfrage auf meinem Instagramkanal alternativ.angetrieben zeigte.
* Das Preis-Alltagstauglichkeit-Verhältnis ist beim Mustang Mach-E ein sehr gutes, auch wenn Ford neulich die Preise deutlich angezogen hat. Bei teils flotter Fahrweise brauchte der Testwagen mit Heckantrieb und großem Akku kombiniert 21 kWh - und schafft damit gut 400 Kilometer auf der Autobahn ohne Zwischenladen. Wer den Gaul lieber galoppieren lässt, schafft dennoch 300 Kilometer am Stück. Dank (optionaler) Wärmepumpe dürfte das im Winter nicht allzu sehr zusammenbrechen. Die 150 kW Ladeleistung übertraf der Testwagen sogar kurzzeitig leicht, im Schnitt lud er mit etwas mehr als 100 kW - in knapp 13 Minuten an der Schnellladesäule floss also Strom für 100 Kilometer in den Akku - da braucht er sich nicht verstecken. Am AC-Lader ist der Mach-E jedoch mit 11 kW nur mittelschnell, ein leerer Akku wäre also in acht Stunden wieder voll. Praktisch ist zudem der große Kofferraum.
* Die Technik ist mitunter innovativ. Die Türen lassen sich per Knopfdruck öffnen - oder wahlweise mithilfe eines Zahlencodes. Das Mitteldisplay ist groß und scharf, die Bedienung ist intuitiv verständlich. Die Assistenten und Kameras funktionieren mehr als ordentlich, einzig in der Navigation könnte der Kontrast etwas stärker sein. Die Sitze sind bequem und großzügig, geben aber bei flotteren Fahrten (bei 180 Stundenkilometer ist aber ohnehin Schluss) genügend Halt. Auch in der zweiten Reihe sitzt es sich gut. Und es gibt das von mir persönlich sehr geliebte One-Pedal-Drive, bei dem durch starke Rekuperation die Bremse fast überflüssig wird.
Zwei Minuspunkte
* Die Fahreigenschaften des Mach-E sind zwar absolut ordentlich, mal abgesehen vom Ampelstart hat das mit einem Mustang aber wenig zu tun. Durch die Namensgebung wird aber immer wieder verglichen. Beide Arten von Mustang haben zweifelsohne ihren Reiz. Mir stellt sich da aber schon die Frage, ob sich Ford bei der Benennung richtig entschieden hat.
* Unser gut ausgestatteter Testwagen hat zwar Spielereien wie den Zahlencode-Zufall, komplett elektrisch verstellbare Sitze oder ein Head-up-Display sucht man aber vergeblich. So wirkt die Ausstattung mitunter etwas willkürlich zusammengewürfelt - allerdings gibt es im Konfigurator natürlich einen gewissen Spielraum.
Daten
Länge/Höhe/Breite: 4,71 / 1,62 / 1,88 Meter (plus Spiegel)
Leergewicht: 2160 Kilo
Zuladung: 520 Kilo
Kofferraumvolumen: 402 bis 1420 Liter (+81 Liter Frunk)
Leistung: 216 kW
Beschleunigung: 6,2 Sekunden von 0 auf 100
Höchstgeschwindigkeit: 180 Stundenkilometer
Preise: ab 71.200 Euro (mit kleinerem Akku ab 62.900)
Zu den von mir getesteten Fahrzeugen beantworte ich Ihre individuellen Fragen und ermittele für Sie, was mit Ihrem persönlichen Fahr- und Ladeprofil das Fahrzeug auf Dauer voraussichtlich tatsächlich für Sie kostet. Preis: ab 39 Euro